Die
Auswirkungen von schlechter Akustik und Lärm in Klassenzimmern
auf Lehrpersonen, Kinder und
Jugendliche sind beträchtlich. Diese Fakten wurden lange nicht
beachtet, sind aber heute durch die
Forschung klar belegt.
Lärm
ist ein wesentlicher Belastungsfaktor für Lehrpersonen.
Unlust, Ärger und Unzufriedenheit sind die
Folge. Wer in schlechten Klassenzimmern unterrichten muss, ist
häufiger krank. Verbreitet sind Hals-
und Stimmlippenprobleme, denn Reden in akustisch schlechten
Schulräumen ist auf die Dauer sehr
anstrengend.
Lärm
macht unsensibel und fördert Aggressionen, auch im
Klassenzimmer. Das sozial-emotionale Klima in
der Klasse leidet bei schlechter Akustik. Dabei weiss man, dass gute
soziale Beziehungen wichtig
sind für die Schulleistungen.
Lärm
und langer Nachhall beeinträchtigen Kinder im Sprachverstehen
viel stärker als Erwachsene. Zum
Verstehen der Sprache, zum Erlernen der Muttersprache und noch mehr zum
Erlernen von Fremdsprachen
brauchen Kinder optimale Hörbedingungen. Dies gilt besonders
für Schüler mit Lernbehinderung,
Aufmerksamkeitsstörungen,
Lese-/Rechtschreibestörungen oder
Sprachentwicklungsstörungen.
Schlechte
Akustik und Lärm behindert Kinder aber auch in der geistigen
Leistungsfähigkeit. Hintergrundgeräusche bewirken
unbemerkt deutliche Leistungsbeeinträchtigungen, auch wenn die
Geräusche
nicht besonders laut sind.
Es ist
heute klar nachgewiesen, wie wichtig gute akustische Bedingungen
für das Lehren und Lernen
sind. Pädagogische Massnahmen sind Aufgabe der Lehrpersonen.
Daneben ist aber das Einhalten
von baulichen Anforderungen für eine optimale Akustik
zwingend. Die Anforderungen sind zwar
seit langem bekannt und zugänglich, sie werden aber oft nicht
beachtet. Die aktualisierten akustischen
Anforderungen für Klassenräume sind seit
2006 in der Schweizer Norm SIA 181
„Schallschutz im Hochbau“ festgeschrieben. Den
Lehrkräften und Schülern ist zu wünschen,
dass das
Fachwissen jetzt auch umgesetzt wird.
Hinweise auf weitere Informationen zum Thema:
-
Broschüre:
Lärm
von
Bildungsstätten
Initiative
Neue Qualität der Arbeit (INQA), Dortmund
2006
(sehr empfehlenswerte Zusammenfassung der wichtigsten Fakten und gute
Hinweise auf Verbesserungsmassnahmen)
- Eberle
W., Schick A., Klatte M., Schmitz A.,
Lärmminderung
in Schulen.
Lärmschutz in Hessen, Heft 4, Hessisches Landesamt
für Umwelt und
Geologie, Wiesbaden 2007
- Rickes
O., Gemes A., Helfmann H.,
Reduzierung
der Lärmbelastung in Schulen durch Verbesserung der Raumakustik
Darmstadt 2006. (Hilfe zur Selbsthilfe)
-
Flüsterndes
Klassenzimmer
Weitere
Literatur:
- Ludowika
Huber, Joachim Kahlert, Maria Klatte (Hg), Die akustisch gestaltete
Schule: Auf der Suche nach dem guten Ton. Edition Zuhören Band
3,
Vandenhoeck & Ruprecht. 2002.
- SIA 181,
Schallschutz im Hochbau, SIA, Zürich 2006
- DIN 18041
„Hörsamkeit in kleinen bis mittelgroßen
Räumen”. Berlin: Beuth 2004
- Eberle W., Schick
A., Klatte M., Schmitz A., Lärmminderung in Schulen.
Lärmschutz in Hessen, Heft 4, Hessisches Landesamt
für Umwelt und Geologie, Wiesbaden 2007
- Tiesler G.,
Oberdörster M., Lärm in Bildungsstätten,
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin,
Dortmund, 2006
- Oberdörster
M., Tiesler G., Akustische Ergonomie in der Schule. Schriftenreihe der
Bundesanstalt für Arbeitsschutz
und Arbeitsmedizin Fb 701, 2006
- H.-G-
Schönwälder, Lärm und Stress in der Schule.
Ursachen. Folgen. Reaktionsmöglichkeiten.
Schulmanagement Handbuch 113, Oldenburg 2006
- Carl C. Crandell,
Gary Siebein, Joseph J. Smaldino, Classroom Acoustics for Normal and
Hearing-
Impaired Children. Delmar 2006
- Carl Crandell,
Joseph Smaldino, Carol Flexer Sound field amplification : applications
to speech
perception and classroom acoustics. Clifton Park, NY : Thomson Delmar
Learning, 2005
1Faktenblatt
der Schweizerischen
Gesellschaft für Akustik SGA zur
Frühjahrestagung 19. April 2007 in Yverdon